Freitag

Silhouetten ✖

Manchmal da komme ich mir so vor als würde ich nur existieren um es anderen Menschen recht zu machen, immer bekomme ich zu hören "Mädchen, sei nicht so freundlich." oder "Denk lieber mal an dich, nicht an die anderen." Scheinbar kann ich das nicht, ich muss für anderen da sein, ob das aus der puren Hoffnung heraus kommt, dass auch sie mal für mich da sein werden oder ob das einfach schon eine Angewohnheit ist weiß ich nicht. Nicht mehr*. Aber leider ist das Leben nicht so gütig, für jeden bin ich etwas selbstverständliches, ich bin ich, ich bin da, wenn man was brauch dann komm zu mir, ich gebe dir meine Seele, meinen Körper mein Vertrauen, nach Sekunden hast du schon vergessen dass es mir etwas wertvolles war.
Und wehe ich verlange einmal etwas zurück, dann werde ich zum Hasen im Wolfshaus.


Nächtliche Schwingen schwebend wie schatten im reinen Mondlicht
Schwimmend schlagen sie Schlieren im ew’gen Tanz
Hölzerne Schatten tanzend bis auch der letzte Ton in der Stille bricht
Im Haus einst Tanz und Spiel bis da kam der große Brand
Flammen leidenschaftlich und lichterloh
Verzehren liebevoll und einst ganz froh
hinterließen die Silhouetten an der Wand


Donnerstag

Rückblick ✖

Ich war früher so Naiv, habe Menschen für ihre Taten beurteilt, hielt mich selbst für einsichtig. Die, die sich geritzt haben, waren dumm und dachten nicht an morgen. Die, die hungerten waren krank und suchten krankhaft nach Aufmerksamkeit. Verzweifelt liebende kannten keine Probleme, jeder jeder sollte gleich denken, dann wäre es mir recht gewesen, dabei war ich es, die hätte verstehen sollen, mir fehlte die Einsicht, ich war die Oberflächliche. Jeder lebt nach seiner Moral, nach dem was ihm widerfahren ist, nach seinen Fehlern und den Problemen denen man sich stellen musste. Was ist das für eine Welt voller leerer Gedanken, jeder in seinem Kopf kämpft gegen seine Dämonen.


Mittwoch

Im Traum ✖

Wir rannten, der feuchte Schlamm packte unsere Füße und hielt sie am Boden. Regen und Adrenalin verwischt mir die Sicht doch mein Körper findet von selbst einen Weg über die hohen Mauern.
Immer weiter, raus aus diesem schlacken See voller Tod und ertränkter Weisheit.
Den Blick nach vorn gerichtet, in die Vergangenheit, die Erinnerung, all das Vergessene.
Danach stehen wir im Licht, im hohen Graß der weitem Wiese. Schatten der hohen Bäume umgeben uns, bunte Farben der vertraute Tücher fliegen durch die Luft und die Zeit wiegt uns in Sicherheit.

19.02.14

Dienstag

Kinderarzt ✖

Vom ersten Tag meines Lebens an war ich nie dazu bestimmt viel mit anderen Menschen zu tun zu haben, ich war ein zurückhaltendes und misstrauisches Kind, hab mir nicht viel aus anderen gemacht und hatte dementsprechend auch die charakteristischen Eigenschaften des allein seins erlernt. Nachdem ich anfing meine Augen zu öffnen und lernte jemand anderes zu sein, jemand der ich wirklich sein wollte, drehte sich das alles um 100°, ich kenne viele Leute, schließe schnell Kontakte, manchmal aber werde ich an dieses schmerzliche leben- vor all dem dunklem, vor all der Kälte, erinnert, zum Beispiel wenn ich bei meinen Eltern bin, oder in gewissen Räumen, meinem altem Kindergarten, das Wartezimmer meiner Kinderärztin. Orte die mein Unterbewusstsein aus verschiedenen Gründen vermeiden wollte, aber wenn ich jetzt hier sitze, in diesem alten Krankenzimmer, alte Stofftiere auf dem Untersuchungstisch, die gleichen durchsichtigen Bilder am Fenster, dann spüre ich etwas, etwas unwirkliches. Es ist nicht die angst vor dem Arzt, der Geruch macht mich nicht verrückt wegen den Krankheiten, dem Leid, es sind die Erinnerungen die ich verdränge, die in jeder Ecke des Zimmers haften und mir Bilder von einem glücklichem kleinen Mädchen in den Kopf setzen, all das was ich vergessen wollte. Das Wissen, dass ich dieses Gebäude nicht verlassen kann ohne dass ein Teil meiner Seele hier hängen bleiben wird, ist kaum auszuhalten. Ich bin nicht krank, ich bin nur erschöpft, ich bin nicht müde, ich kann nur nicht mehr wach sein, ich bin immer noch die einzige die weiß, dass mir kein Medikament der Welt helfen kann mich besser zu fühlen.